Gedanken eines Rückkehrers

Er hat mich nie verlassen – sein Angebot galt immer. Auch als ich gemeint habe, es nicht mehr auszuhalten in der Institution Kirche und ausstieg. Er war trotzdem da. Unaufdringlich an meiner Seite. Er konnte warten, warten auf mich. Und darauf, dass sich mein Hochmut in Demut wandelte, um den Weg wieder zu suchen, den ich im Zorn verlassen hatte. Es hat lang gedauert! Mit Ihm konnte ich in dieser Zeit immer reden. Ihn konnte ich alles fragen und bekam Antworten.

Eine Antwort: trotz Austritt bleibst du getauft und bist aufgefordert, das Evangelium durch die Zeit zu tragen. Da wo du bist. Irgendwann war es soweit - ich kehrte heim und wurde empfangen.

 

Ich denke, die „Kirche“ ist wieder einmal auf dem Weg die Abraumbirne gegen sich selbst zu richten. Wie oft in ihrer Geschichte sind es aber die Menschen, die aus der Institution das pilgernde Volk der Kirche machen und sie von innen erneuern. Wir brauchen beides: die Kirche als Ort, der Halt gibt und die Erneuerung, um zukunftsfähig zu werden. Zu lange haben wir hingenommen, dass institutionell Verrat am Evangelium geübt wurde. Kirche braucht uns und wir brauchen Kirche. Wenn wir nicht mehr in und mit der Kirche das Evangelium in die Welt tragen, wird es auf Dauer auch keine Frohe Botschaft mehr geben.

Und es ist ja so, dass wir überall in der Kirche Menschen finden, die auf dieser Pilgerschaft sind und versuchen ihr Leben am Evangelium auszurichten. Nach wie vor sehe ich sie, auch und gerade bei Religionslehrern, bei Pastoral-, Gemeindereferentinnen, Diakonen, Priestern oder in Klöstern.

 

Mein Glauben spannt sich zwischen diesen beiden Sätzen aus: „Höre Israel, der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig! - Und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt.“

Kein Mensch, sei er noch so „groß“ könnte mir dies jemals versprechen.