„Jeder Ton beginnt mit der Stille und kehrt zur Stille zurück.“ (Leopold Mozart)
Wie klingt sie eigentlich für mich: Stille? Gibt es noch Momente der Stille in meinem Leben? Mit großer Wahrscheinlichkeit erleben Sie, als Sie diese Zeilen lesen, keinen Moment der Stille. Irgendwo im Hintergrund tönt ein Radio, die Spülmaschine ächzt oder Sie hören Autos vor dem Fenster brummen. Eine vollkommene Stille ist selbstverständlich unnatürlich und gibt es nur in Studios und schalldichten Räumen. Auch, wenn wir uns einsam in die Natur begeben, nehmen wir überall akustische Reize wahr, wie das Knacken eines Astes oder den Gesang der Vögel.
Es scheint aber, als würden wir Menschen stille Momente oft bewusst verhindern: Permanent beschallen wir uns mit akustischen Signalen – vielleicht, um der Stille und der daraus resultierenden Einsamkeit zu entfliehen?
Denn wer kennt es nicht: Das Hörbuch zum Einschlafen, die Musik zum Duschen, der Podcast zum Autofahren, die Dauerwerbung in Geschäften, und während man den neuen Artikel schreibt, spielt man zum xten Mal Billie Eilishs neues Album im Hintergrund und wird vom Schreiben abgelenkt. Kommt Ihnen bekannt vor? Mir geht es jedenfalls so.
Viele Menschen nutzen die Adventszeit, um es mal wieder ruhiger anzugehen, die „Stille Zeit“ als Vorbereitung auf Weihnachten zu nutzen. Auch in der Musik gibt es so eine „stille Vorbereitungszeit“: die Pause. Nicht selten werden Pausen übersehen, schnell übergangen, hastig weiter zum nächsten Ton. Dabei lässt sich gerade aus dem bewussten Empfinden und Spüren einer Pause die nötige Energie und der Impuls für die nächste Phrase gewinnen.
Versuchen auch wir, in der „Stillen Zeit“ mal bewusst abzuschalten und den Ohren (und auch den anderen Sinnen) eine Pause zu gönnen.
Dann kann die Adventszeit wirken: sie will uns vorbereiten auf Weihnachten und einen Impuls geben, von dessen Energie wir hoffentlich noch Wochen und Monate später zehren können!
Laurent Wehrsdorf