Von Reinhard Müller
Die Kirche ist kein Fitnessstudio - obwohl offenbar nicht wenige Mitglieder in ihr einen Dienstleister sehen. Und wenn die Leistung nicht stimmt oder man über längere Zeit die angebotenen Dienste nicht benötigt, dann wird eben gekündigt.
Um solche Schäfchen ist es nicht schade. Die Krönung ist, dass sie, wenn sie nach ihrem Austritt Hilfe in einer seelischen Not brauchen, bisweilen wie selbstverständlich glauben, einen Anspruch auf Beistand zu haben.
Nun kann man über das System der Kirchensteuer streiten. Aber kaum einer sieht, dass hier für eine gute Sache wenig Geld gezahlt wird. Natürlich kann man immer einen Grund finden, um Steuern zu sparen: eine schwache Predigt oder einen Missbrauchsskandal bei den Katholiken. Wie armselig ist das!
Noch armseliger ist, dass in den Kirchen selbst schon die Vorstellung überhandnimmt, man müsse mehr bieten. Es braucht keine Unternehmensberatung, um festzustellen, dass weniger mehr ist, dass die Kernbotschaft Marke ist und attraktiv genug. Die Kirche ist kein politischer Spieler und keine Produktionsstätte moralischer Appelle, wie man sie an jeder Ecke findet. Ihre Kraft gründet auf in mehr als zweitausend Jahren bewährten Weisheiten, die vielen in größter Not geholfen haben und immer noch aktuell sind. Unzählige leisten durch Wort und Tat jeden Tag in und für die Kirche einen Beitrag für eine bessere Welt.
Die Kirche ist in ihrem Kern nicht von Steuern und Mitgliederzahlen abhängig.
Was aber ist der Mensch ohne Glaube und Hoffnung?